Bei der Familie Bär in Opfershofen TG dreht sich alles um den Apfel – und das mittlerweile in der fünften Generation. Geändert hat sich seither allerdings in den letzten Jahrzehnten doch einiges: Milchkühe grasen schon seit längerem nicht mehr auf den Wiesen. Hochstammbäume gibt es nur noch vereinzelt, dafür stehen auf mehreren Hektaren stramme, mittelhohe Apfelbäume und diese hauptsächlich für die Produktion von Apfelsaft. Am Ruder ist heute Christoph Bär mit seiner Frau Debora sowie den vier Kindern. Dazu helfen die Eltern eifrig mit und während der Erntezeit zusätzliche temporäre Arbeitskräfte. Seit vier Jahren tragen die Äpfel respektive die aus ihnen hergestellten Säfte offiziell die Knospe von Bio Suisse.
Partnerschaft auf Augenhöhe
Den grössten Teil der Ernte liefert Christhoph Bär in diesem Jahr bereits zum dritten Mal ins Fruchtverarbeitungszentrum des Holderhofs. Dieses liegt nur wenige Fahrminuten entfernten in Sulgen. Christoph Bär ist ein Holderhof-Lieferant der «ersten Stunde». Was er zuvor bei früheren Abnehmern vermisste, fand er beim Holderhof: «Das Unternehmen ist an einer echten Partnerschaft und Zusammenarbeit mit uns Obstproduzenten interessiert.» Man begegne sich auf Augenhöhe und die bäuerliche Herkunft des Firmengründers sei jederzeit spürbar. Zudem teile er dessen Geschäftsphilosophie, in welcher der regionale Mostapfel und der Direktsaft im Zentrum stehe. Denn für ihn ist klar: «Der Süssmost ist in der Schweiz unterbewertet und in den letzten Jahren zu einem billigen Massenprodukt verkommen.» Es sei höchste Zeit für eine Korrektur dieses Images. Zudem finde er es gut, wenn etwas Leben in den bisher trägen Schweizer Mostobst-Markt komme.
Spezielle Bioproduktion
Vor vier Jahren stellte Christoph Bär seinen Betrieb auf «Bio» um. Schon zuvor war er ökologisch unterwegs und verzichtet beispielsweise schon lange auf Herbizide unter den Bäumen. Der Boden ist dort dauerhaft begrünt, was ein kluges Mulch-Management bedingt. «Bei der Ernte muss das Gras kurz sein, damit wir mechanisch gut ernten können», erklärt er. Als Dünger kommt Rindergülle von einem benachbarten Biobauernhof zum Einsatz. Eine Herausforderung sei die Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten wie dem Schorf, gegen den die erlaubten Biomittel nur eingeschränkt wirkten. Die Umstellung auf Bio sei insgesamt anspruchsvoller als er dachte, sagt er zurückblickend. Noch immer bezahle er Lehrgeld. «Die Erträge sind noch nicht da, wo sie sein sollten.» Er ist aber überzeugt, dass sie das in den nächsten Jahren hinbekommen.
Leidenschaft für Apfelsaft
Für die Vermarktung im Hofladen stellt Christoph Bär unter der eigenen Marke «Bärenmost» sortenreine Säfte und andere Spezialitäten her. Zurzeit baut Christoph Bär in Opfershofen gleich nebenan ein neues Gebäude, in dem er künftig die eigenen Produkte im Stil eines «Weinguts» zusätzlicher Kundschaft präsentieren möchte. Dieser eigene Geschäftsbereich sei in den Gesprächen mit dem Holderhof nie als Problem betrachtet worden. Dazu seien die Mengen realistischerweise zu gering, schmunzelt er. Trotzdem seien sie bei einigen Sorten genug gross, so dass sich das Abfüllen in die Glasflaschen im Fruchtverarbeitungszentrum des Holderhofs mittlerweile lohnt. Für seine Familie sei dieses Standbein vor allem emotional wichtig, weil ihnen der direkte Kundenkontakt viel Spass bereite. «Geht es uns gut, geht es dem Holderhof gut – und umgekehrt!» Eine echte Partnerschaft eben.
Die Bioäpfel sind anfälliger für Krankheiten, weil die biologischen Pflanzenschutzmittel weniger gut wirken.