Hochstamm-Obstbäume sind die Könige der Landschaft und sorgen dort zweifellos für das gewisse Etwas. Sie passen ideal zu den städtisch geprägten, romantisierten Vorstellungen einer idealen Landwirtschaft. Für den Ostschweizer Bauern Sven Menzi bedeuten die hohen Bäume gerade jetzt in der Erntezeit aber vor allem etwas: viel Arbeit! Auf dem Land, das zu seinem Bauernhof in Niederbüren SG gehört, stehen über 1200 Hochstamm-Apfelbäume in der hügeligen Landschaft. Alles spezielle Mostobstsorten wie Boskoop, Blauacher oder der Pro specie Rara gelistete Schneiderapfel. In diesem Jahr tragen die Bäume mehr Früchte als im letzten Jahr. Viele sind bereits runtergefallen und liegen auf dem Boden, bereit zur Ernte und Lieferung in die Mosterei.
Kein Handauflesen mehr
Sven denkt diesbezüglich ungern an seine Jugend zurück: «Früher lasen wir innerhalb der Familie bis zu 150 Tonnen Äpfel mühsam von Hand auf.» Diese Zeiten sind aber bei ihm glücklicherweise vorbei. Wie das geht, zeigt er gleich vor Ort. Er startet die moderne Obstauflesemaschine und fährt in zügigem Tempo unter die Bäume respektive zu den dort liegenden Äpfeln. Dort sammelt das Gerät diese dank schlauer Technik behutsam ein, ohne diese zu beschädigen. Bevor die Äpfel über ein mobiles Fliessband im Erntewagen landen, sortiert Sven die Mostäpfel auf einer weiteren Maschine noch auf Platz aus. Nur wenige Bauern mit Hochstammbäumen sind in der Schweiz maschinell so gut ausgerüstet wie Sven. «An einem Nachmittag ernten wir mit zwei bis drei Personen 20 Tonnen Mostobst», erklärt er.
Teil der produzierenden Landwirtschaft
Nicht selten spielen die edlen Bäume auf Schweizer Bauernhöfen nur eine Nebenrolle, allenfalls um Bundesbeiträge für ökologische Mehrleistungen zu beziehen. Anders ist das bei Sven in Niederbüren. Auch er schätzt die Mehrwerte der Hochstammbäume für Ökologie und Landschaft und ist sogar Präsident des örtlichen Vernetzungsprojektes. In diesen werden ökologische Ausgleichsflächen der Bauernhöfe regional miteinander verbunden, um Mehrwerte für die Umwelt und Biodiversität zu erzielen. Doch der Betrieb von Sven ist vor allem ein Grünlandbetrieb, der das Futter für seine 400 Mastrinder liefern soll. Dazu gehört auch das Gras unter den Hochstammbäumen. «Für mich müssen alle Betriebszweige wirtschaftlich miteinander funktionieren», erklärt er. Dazu kommt auch noch die Mast von 300 Schweinen. Der Betriebszweig mit den Mostäpfeln von den Hochstammbäumen ist bei ihm ein fixer Teil der produzierenden Landwirtschaft, für die er einsteht.
Mehr Flexibilität dank Holderhof
Hier in Niederbüren kommen grosse Mengen an Mostobst zusammen. Und das war bei seinem früheren Abnehmer ein Problem: «Ich musste die Äpfel zu einer vorgegebenen Zeit abliefern und füllte dann meistens gerade den ganze Anhängerzug an der Sammelstelle», erklärt er. Mit den entsprechenden Reaktionen der anderen Bauern, die ihre kleineren Mengen zum gleichen Zeitpunkt abliefern wollten. Das sorgte nicht nur für Unmut, sondern klaute ihm auch die Flexibilität, die ein grosser Hochstammbetrieb mit verschiedenen Standbeinen benötigt. Zudem störten ihn die von der Branche erhobenen Verwertungsbeiträge bei Übermengen. Das System benachteilige professionelle Mostobst-Betriebe, findet er. Das neu geschaffene Fruchtverarbeitungszentrum des Holderhofs in Sulgen kam da wie gerufen. Denn dieser verzichtet auf den Abzug von Ernteausgleichsbeträgen und lässt das Geld bei seinen Lieferanten, damit diese in professionelle Strukturen investieren können. Sven Menzi zählte zu den ersten Mostobstlieferanten, die einen Abnahmevertrag beim Holderhof unterschrieben.
Respekt und Wertschätzung
Nun liefert er seine Äpfel in diesem Jahr bereits in der dritten Kampagne in Sulgen ab. Und das erst dann, wenn sie wirklich erntereif sind. Die ideale Voraussetzung für die Herstellung des für den Holderhof typischen Direktsafts. Sven Menzi erfüllt sowohl die Anbaukriterien des Labels von «IP Suisse» als auch von «Hochstamm Suisse». Je nach Marktlage entscheidet der Holderhof, in welchen Kanal respektive unter welchem Label er die Äpfel vermostet. Das sei ein Vorteil für den Holderhof, findet Sven. In einer guten Geschäftsbeziehung sei es eben immer ein Nehmen und ein Geben. Was ihm früher gefehlt hat, fand er beim Holderhof: Respekt und Wertschätzung. Zudem ist er überzeugt, dass der Holderhof mit seinen vielen innovativen Apfelprodukten den Rückgang des Konsums von verarbeitetem Schweizer Obst stoppen kann.