«Tröööt»: Alle paar Sekunden ertönt auf der Setzmaschine das unüberhörbare Signal, begleitet vom gleichzeitigen Aufleuchten einer grünen Lampe. Es ist für den Pflanzer das unmissverständliche Zeichen dafür, dass er ein Bäumchen in die zuvor maschinell freigelegte Bodenfurche setzen muss. Bis zu 3000 junge Obstbäume schafft die Pflanzensetzmaschine so an einem Tag – wenn alles ideal läuft. Alles schnurgerade ausgerichtet nach GPS. So ist später eine effiziente Bewirtschaftung der Obstanlage möglich.
So lief das auch bei den in diesem Frühling auf dem Biohof der Familie Lenggenhager in Uttwil am Bodensee frisch gesetzten rund 1900 Mostobstbäumchen ab. Das Pflanzgut für die 3.5 Hektaren Fläche wurde dabei vom Holderhof vorfinanziert. Es wird in den kommenden Jahren im Rahmen einer mehrjährigen Abnahmegarantie für die Mostäpfel mit einem Teil des Ernteertrags zurückbezahlt. Mit einem ersten namhaften Apfelertrag für das Fruchtverarbeitungszentrum in Sulgen darf der Holderhof in etwa vier Jahren rechnen. Bis dann müssen die Bäume vor allem etwas: kräftig wachsen.
Rationelle Bewirtschaftung
Die Erstellung von Anlagen nur mit Mostapfelbäumen ist in der Schweiz noch eher selten. Viel häufiger sind solche mit Tafeläpfeln für den Frischkonsum. Deren Erstellung ist deutlich aufwändiger, weil es beispielsweise einen Witterungsschutz oder ein Stützgerüst braucht, um die verlangte Uniformität und äussere Qualität zu erreichen. Entsprechend höher müssen die Abnahmepreise für die Tafeläpfel ausfallen. Für Mostobst gelten andere Qualitätskriterien wofür die Abnehmer aber nicht so hohe Preise bezahlen können. Deshalb kommen professionelle Mostobstanlagen wie beispielsweise die neuerstellte in Uttwil schon äusserlich ganz anders daher: Plastikdächer gegen Regen oder Hagel fehlen beispielsweise. Nach dem Setzen erhält jeder Baum einen Pfahl als Stütze sowie eine Schutzhülle gegen Rehwild-Verbiss. Das muss vorerst reichen. Denn die Kosten müssen für eine rentable Produktion möglichst tief bleiben. Dazu gehört auch das Schütteln der Äpfel bei der Ernte oder ein maschineller Baumschnitt im Winter. Das alles ist einfacher, wenn möglichst wenig Infrastruktur im Weg steht. Ein Problem können Mäuse sein, die sich gerne an den feinen Wurzeln der Jungbäume gütlich tun. Vorbeugend wird deshalb das Gras zwischen den Baumreihen regelmässig gemulcht. Nach der Pflanzung erhalten die Jungbäume zudem bald eine erste Kompostgabe. Dieser liefert diesen nicht nur wichtige Nährstoffe, sondern sorgt auch für eine gute Bodenstruktur. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Bäume in den nächsten Jahren gesund bleiben und Ertrag liefern.
Bekenntnis zu Direktsaft
Der Holderhof verarbeitet die Mostäpfel in seinem Fruchtverarbeitungszentrum in Sulgen zu Direktsaft und nicht zu Konzentrat, wie das sonst in der Schweiz immer noch häufig der Fall ist. Damit reagiert das Unternehmen auf Änderungen im Markt, der sich immer mehr in Richtung Direktsaft bewegt. «Die Leute bevorzugen heute die natürliche Form des direkt gepressten Saftes», sagt Holderhof-Gründer Christof Schenk. Umso besser natürlich, wenn dieser aus der Region kommt. Und das ist in der Ostschweiz in «Mostindien» ja eigentlich weniger ein Problem. Um die zunehmende Nachfrage der Kundschaft zu befriedigen, unterstützt der Holderhof deshalb einheimische Obstbau-Betriebe bei der Pflanzung von neuen Anlagen und gewährt langfristige Abnahmeverträge zu fairen Bedingungen.