Der Anbau von Himbeeren für die Verarbeitung beispielsweise zu Konfitüre oder zu Sirup ist in der Schweiz selten. Meistens bezieht die Industrie ihre Beeren aus Polen, Serbien, Kroatien oder sogar China. Das soll sich nun ändern: Seit diesem Jahr lässt die Holderhof Produkte AG insgesamt auf zwei Hektaren an drei Standorten in der Ostschweiz Herbsthimbeeren anbauen. Dabei werden vorerst verschiedene Anbauformen an unterschiedlichen Standorten getestet, um das optimale Produktionsverfahren herauszufinden. Denn bisher gibt es in der Schweiz kaum Erfahrungswerte, weil hier vor allem Tafel-Himbeeren für den Direktkonsum angebaut werden. Eine Reihe mit den Industrie-Himbeeren wächst auf dem Holderhof-Landwirtschaftsbetrieb in Ufhofen beispielsweise etwas erhöht als Dammkulturen wie man es von Spargeln kennt. Die meisten Himbeeren wurden aber im Mai als sogenannte Flachkultur in den ebenen Boden gepflanzt. «Bei diesem ersten Satz geht es erst einmal darum, Erfahrungen zu sammeln», erklärt Peter Lenggenhager, der bei Holderhof den Vertragsanbau organisiert. Das betrifft auch Fragen des Pflanzenschutzes sowie der Ernte.
Natalia steht bereit
Weil die Stecklinge aus logistischen Gründen erst im Mai – anstatt wie üblich im Herbst des Vorjahres –, gesetzt werden konnten, dürften die ersten Früchte erst im September geerntet werden, was eher spät ist. Während bei den Tafelhimbeeren für den direkten Konsum die Handernte üblich ist, kommt bei den Beeren für die Verarbeitung der Vollernter «Natalia» zum Einsatz. Das Gerät ist vor ein paar Wochen bereits aus Polen in der Schweiz angekommen und steht bereit. Damit «Natalia» gut ausgelastet ist, sind zwischen acht und zehn Hektaren Anbauflächen nötig. Auch deshalb ist man nun auf der Suche nach zusätzlichen Landwirten, welche in den Anbau von Industrie-Himbeeren einsteigen wollen. «Wir bieten innovativen Landwirten eine spannende und lukrative Alternative zu den üblichen Kulturen», erklärt Lenggenhager. Die enge und direkte Zusammenarbeit mit den Bauern zählt zu den Grundprinzipien der Holderhof Produkte AG, die sich seit Jahren bewährt hat. Die frisch geernteten Himbeeren werden im neuen Holderhof-Fruchtverarbeitungszentrum in Sulgen zu Konzentrat verarbeitet, das als Grundstoff für die eigene Getränkeproduktion beispielsweise in Sirupen oder Smoothies verwendet wird.
Importierte Himbeeren ersetzen
«Die Idee von Holderhof ist, möglichst viel der bisher üblichen Importe mit Schweizer Himbeeren zu ersetzen», gibt Peter Lenggenhager die Marschrichtung vor. Marktstudien haben gezeigt, dass das Absatzpotenzial für verarbeitete Himbeeren aus der Schweiz insbesondere für Verarbeitungs-Himbeeren in Bioqualität genug gross ist. Mit einer effizienten Produktion, Logistik und Verarbeitung sei man konkurrenzfähig mit dem Ausland, sagt Lenggenhager. In einer ersten Phase geht es auch deshalb unter anderem darum, möglichst robuste Sorten zu finden, welche eine rationelle Ernte mit der Maschine ermöglichen. Dabei drängen sich Herbsthimbeeren auf, weil diese in der Pflege einfacher sind. So können beispielsweise im Herbst – im Gegensatz zu den Sommerhimbeeren – die ganzen Stauden maschinell vollständig heruntergeschnitten werden.